von Sabine Rita Winkle
"Klatsch" das sitzt wie eine Ohrfeige! "Natürlich kannst Du so eine Echse bekommen,
die kostet ja nicht viel und das Terrarium ja auch nicht!" sagt der Papa zu seinem 8-jährigen
Sohn in der Zoohandlung. Zufällig stehe ich daneben und kann es mir nicht verkneifen dem Herrn zu
erklären, dass er hier von einem Grünen Leguan spricht. Es sensible Tiere sind, die über 2 Meter
groß und über 20 Jahre alt werden können. Das heißt, man muss sehr gründlich überlegen, ob man das
Tier wirklich LANGFRISTIG pflegen kann und möchte.
Der Unterhalt für ein Terrarium/Wintergarten und die erforderlichen Leuchtmittel betragen monatlich
mindestens 20 bis 40 Euro. Leider gibt es seit rund 20 Jahren viele "übrige" Echsen, da die
Nachzucht einfach geworden ist und Menschen oft viel zu unüberlegt Echsen anschafften. Ich selber pflege
seid vielen Jahren solche "übrig" oft auch komplett vernachlässigte oder gar gequälte Tiere.
Diesmal bin ich auf einen vernünftigen Papa gestoßen, der nicht mehr unüberlegt einen Grünen Leguan
kaufen will. Kurz darauf besucht er mit seiner Familie die Leguandame Scorchina. Sie lebt mit mehreren
Artgenossen bei mir in einem Wintergarten. Die Familie erfährt viele interessante Dinge über Iguana
Iguana & Co!
Zahm, Frech und Neugierig
"Gestatten, ich bin Scorchina die "Große" − ein Grüner Leguan (Iguana Iguana)
und eigentlich bin ich in Zentral- und Südamerika zuhause. Da ich mit meiner beeindruckenden Größe
von fast 2 Metern Gesamtlänge ziemlich attraktiv bin, gehöre ich zu den beliebtesten Terrarientieren
und deshalb bin ich auch hier. Natürlich liebe ich es warm und so zwischen 24°C und 27°C
fühle ich mich super wohl, vor allem wenn dann noch eine hohe Luftfeuchtigkeit von mindestens 80%
herrscht. Einen Wärmestrahler hab ich auch noch, so dass ich mich zusätzlich aufwärmen kann, denn ich
liebe es, mich ab und an so richtig zu "schmoren". Wenn ich dann so richtig aufgeheizt bin,
habe ich irre viel Temperament und klettere gerne auf hohe Äste. Manchmal klettere ich auch an
meinen Zweibeinern herum, selbst wenn das für sie schmerzhaft werden kann, da ich meine Krallen
nicht wie eine schuppenlose Katze einziehen kann. Aber in meinem Fall sind die Zweibeiner das schon
seit 15 Jahren gewöhnt und tragen mich dann liebevoll auf einen Ast, wo ich meist mein
wohlverdientes Futter bekomme.
Normalerweise ernähren wir Grünen Leguane uns fast ausschließlich vegetarisch. Dabei mögen wir nicht
nur grünen Salat, sondern ein möglichst abwechslungsreiches Futterangebot aus Möhren, Paprika,
Gurken, Zucchini und gelegentlich auch süßes Obst. Während der Vegetationszeit schätze ich es, wenn
ich frische Wildkräuter, wie Wegerich, Löwenzahn und Vogelmiere bekomme.
Hier in menschlicher Obhut mag ich leider auch andere Sachen, die nicht gut für mich sind. Wir
zahmen Leguane fressen einfach alles was uns vor die Nase kommt, das ist weil wir halt ein bisschen
neugierig sind. Einmal als meine Pflegerin mal ihren Mittagstisch für kurze Zeit verlassen musste,
fand sie beim Zurückkommen einen Leguan vor − natürlich wieder mich − der mit den
Vorderbeinen im Teller stand und gerade dabei war, gierig Spaghetti mit Tomatensauce zu verschlingen.
Abgesehen von der unglaublichen Ferkelei, die ich versehentlich gemacht hab, bekam ich noch gesagt,
dass solche Nahrungsmittel meiner Echsengesundheit nicht zuträglich sind − der übliche Vortrag
halt! Baden und Schwimmen tue ich übrigens auch sehr gerne. Deshalb habe ich ein großes Wasserbecken,
das täglich sauber gemacht wird, da ich auch gerne mal daraus trinke. Im Sommer darf ich mit meinen
Freunden in den Garten. Meine Pflegerin passt dann natürlich auf mich auf und achtet vor allem darauf, dass ich nirgends hinunterfalle, denn leider muss ich alles erkunden und überall hochklettern. Man muss ja schließlich wissen, was Sache ist!
Katzen, Hunde und Greifvögel mag ich nicht so sehr in meiner Nähe, denn die könnten mir gefährlich
werden. Aber zur Not bin ich auch wehrhaft und schlage mit meinem kräftigen Schwanz. Das kann ganz
schön wehtun! Da ich nicht wie viele meiner Artgenossen, mit denen ich zusammenlebe, schlimme
Erfahrungen mit Menschen machen musste, bin ich sehr umgänglich und die Zweibeiner tragen mich im
Garten zu den besten Futterstellen.
Manchmal sind im Garten ein auch paar meiner Kumpels dabei, aber leider nicht alle, denn Leguane, die
ständig ihren Pfleger wechseln müssen, sind furchtbar gestresst und von Menschen enttäuscht. "Das
ist für einen Leguan nicht zu verstehen", sagt einer meiner Leguanfreunde, der schon viel
Schlimmes mit Menschen erlebt hat und sie daher fürchtet. Er bleibt am liebsten alleine drinnen und
mit mir hat er manchmal auch Streit, da wir untereinander eine Rangordnung austragen. Die Männchen
meinen natürlich immer, dass sie dicke Backen machen müssen, sich aufblasen und imponieren, indem sie
wie blöde mit dem Kopf nicken. Aber da wir viel Platz haben, und ich schlau bin, gehe ich dem halt
aus dem Weg.
Da ich Glück hatte − und nicht wie meine Freunde schnell "überflüssig" wurde −
bin ich sehr an meine Pfleger gewöhnt. Dort lebe ich jetzt schon über 15 Jahren und meine Freundin
Rhino ist sogar schon 23 Jahre alt. Aber das ist eher schon ein ungewöhnlich hohes Alter für einen
Iguana Iguana. Vor 15 Jahren war ich nur ungefähr 20 Zentimeter groß, heute bin ich fast 2 Meter
lang und hoffe genau so alt zu werden wie Rhino. Die kann zwar nicht mehr gut klettern und laufen,
aber meine Pfleger sagen, auch ein altes und krankes Tier muss man gut behandeln, auch wenn das irre
viel Arbeit macht.
Nach langem Suchen, haben wir jetzt sogar eine Tierärztin, die sich mit uns Reptilien wirklich gut
auskennt. Die ist goldwert, sagt meine Zweibeinige. Vor allem ich bin froh, dass ich jetzt
"richtig" behandelt werde, dann manchmal habe ich auch bei bester Pflege ein Aua! So,
nun muss ich mich wieder meinem "Leguandasein" widmen. Euch und allen meinen Artgenossen
wünsche ich einen schönen Tag! Und euch Menschen bitte ich etwas mehr nachzudenken, bevor ihr euch
eine Echse anschafft. Wir sind ja immerhin auch jemand!"
"Ach so, mehr von uns gibt es auf
www.leguangarten.de
Eure Scorchina."
Bilder von Sabine Rita Winkle